Ja, wir sind undankbar. Wir wollen nicht nur schnellstens aus der Atomenergie aussteigen (deutlich schneller als die CDU) , wir wollen jetzt auch nicht massenhaft neue Off-Shore Windparks, Kohlekraftwerke und Hochspannungsleitungen mit aller Macht durchsetzen und bauen.
Denn das bedeutete die Fehler der Atompolitik noch einmal zu wiederholen: Energieerzeugung muss heute nicht mehr zentral und in menschenfeindlichen staatlichen Großprojekten erfolgen. Energieerzeugung ist heute dezentral, effizient, vielfältig und markt-orientiert möglich.
Natürlich lassen sich mit einer solchen denzentalen Enregieversorgung nur schwer Milliarden-Profite für Kapitalanleger (und auch schwer Millionen-Boni für die Konzernvorstände) realisieren. Doch wir haben ja in der letzten Finanzkrise gesehen, wohin uns solche Strukturen führen.
Statt jetzt über die exakten Rest-Laufzeiten der AKWs zu streiten, ist es wichtiger, bereits heute für andere Prinzipien in der Energieerzeugung einzutreten.
Wenn es nach den Atomkonzernen und der CDU geht, dann ändert sich nur eine Technologie: Statt Atomkraftwerken werden zukünfitg riesige Kohlekraftwerke, Solarkraftwerke und Windparks gebaut. Von den gleichen Konzerne, die uns bei der Atomenergie in die Scheiße geritten haben. Und sie werden wie bisher gegen die Bedenken der BürgerInnen im Land (zur Not halt mit Polizeigewalt) durchgesetzt.
Die regnerativen Energien haben aber nicht nur das Potential anders eingesetzt zu werden - sie drängen es uns förmlich auf. Im folgenden ein paar Beispiele / Ideen zum Thema. Es gibt sicherlich andere Leute, die das besser und detailierter können, aber die sitzen bisher nicht dort, wo sowas entschieden wird.
1.) Sowohl Solaranlagen als auch Windkraftanlagen sind in konzentrierter Form großer Parks sehr abhängig vom Wetter. Und das dort, wo ein solcher Park steht, eine Zeit lang kein Wind weht / keine Sonne scheint, kann durchaus mehrmals im Jahr auch für längere Zeit passieren. Deutlich seltener ist jedoch, dass dieses gleichzeitig in ganz Deutschland passiert. Beide Technologien sind folglich ganz hervorragend für einen möglichst verteilten (dezentralen) Einsatz geeignet. Irgendwo ist immer Wind und auch die Sonne scheint auch immer irgendwo.
2:) Die Kombination verschiedener Technologien (zum Beispiel durch Solarzellen an Windrädern) reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Komplett-Ausfalles weiter und reduziert den Flächenverbrauch. Eine ander Variante wäre Windräder fürs Dach. Es gibt auch die Idee, die Minarette einer Moschee zur Windenergie-Erzeugung zu nutzen - warum sind die christlichen Kirchen eigentlich noch nicht auf diese Idee gekommen?
3.) Beider Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur Stromerzeugung entsteht (selbst bei guten Wirkungsgraden) reichlich Abwärme. An einigen Standorten wird diese Abwärme bereits durch aufwändige Fernwärme-Systeme. Daneben werden aber Millionen Häuser in Deutschland weiter mit Gas und Öl beheizt. Warum nicht das Prinzip umdrehen: Zukünftig sind neue Heizungen in Wohnhäusern vor allem kleine Generatoren zur Stromerzeugung - mit der Abwärme wird dann das Haus geheizt. Die Heizungen / Generatoren laufen natürlich nur, wenn jemand die Heizung anstellt - was zwei coole Effekte hat:
- Energie wird dann erzeugt, wenn jemand zuhause ist und (meist) auch Strom verbraucht, der gleich mit abgedeckt wird (und so den Fern-Transport über Hochspannungsleitungen überflüssig macht)
- Geheizt wird vor allem, wenn es kalt ist - also wenn die Sonne nicht scheint - also wenn Solaranlagen keine / wenig Strom erzeugen. Damit würde genau die Stromlücke gefüllt, die bei Solarenergie entsteht, wenn die Sonne nicht scheint (im Winter, Abends, bei schlechtem Wetter)
- es ist - über mittlere Strecken - einfacher und effektiver, Strom zu verteilen als Wärme. Daher ist es sinnvoller, die Industrie profitiert von der Stromerzeugung der Privathaushalte, als das die Privathaushalte von das Abwärme der Industrie profitieren.
- der Wirkungsgrad von Heizungen in Wohnhäuser steigt deutlich und die Amortisierung (wann man die Anschaffungs-Kosten einer neuen Heizung wieder raus hat) sinkt um mehrere Jahre
4.) Statt Getreide / Mais / ect. auf riesigen Flächen anzubauen und dann in großen zentralen Anlagen für die Produktion von zu Bio-Gas zu missbrauchen, solte Bio-Gas vor allem aus den Abfällen menschlicher Aktivität erzeugt werden:
- Kläranalagen könnten zu Stromproduzenten werden
- jeder Bauer könnte zum Gas-/Stromproduzent werden, indem er Kuhscheiße und Getreide-Reste in Biogas-Anlage verwandelt
- Die Holz-Industrie und Entsorgungsbetriebe können so ebenfalls zu Energie-Produzenten werden
- ...
Diese Form der Energieerzeugung hat so zusätzlich den Vorteil, CO2 Emissionen zu reduzieren , die beim herkömmlichen Verfaulen dieser Abfälle entstehen würden, so aber in Energie umgewandelt werden.
Bei Biogas darf keine Lebensmittelverstromung stattfinden, sondern es muss das Motto "Aus Scheiße Strom machen" gelten!
5.) Statt aufwendige Gezeitenkraftwerke in der Nordsee zu bauen wären Strömungsgeneratoren in deutschen Flüssen eine interessante Alternative. Diese müßten keineswegs in der gesamten Flussbreite aufgestellt werden, sondern könnten an geeigneten Stellen am Ufer installiert werden. Evtl lassen sich damit auch die Auswirkungen von Überschwemmungen minimieren.
Wie gesagt: Nur ein paar Ideen, wie wir vermeiden können, die Fehler der Atomenergie zu wiederholen. Größtes Hinderniss auf dem Weg sind jedoch die Atomkonzerne (siehe Die Atom-Kriegserklärung), die Banken (als deren Hauptaktionäre) und die mit beiden eng verpflochtenen Parteien CDU und FDP sein.
Letztendlich liegt es an uns, die Konzerne zu bekämpfen und CDU und FDP abzuwählen.
Update (29.6.11): Auch der Unternehmer Matthias Willenbacher sieht das im Taz-Interview so.
Siehe auch:
Tritt deinem Atomstrom-Anbieter in den Arsch und sag es mir
Anti-AKW-Bilder für eure Blogs
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