Bereits in der Einladung hatte die Stiftung darauf verwiesen, dass eine Anmeldung "zwingend erforderlich" sei. Dies erwies sich für einige Journalisten jedoch als unmöglich. So verwehrten Angehörige der Stiftung einem Mitarbeiter der Lateinamerika-Nachrichten eine Anmeldung. Nicht eingeladen wurden Vertreter anderen Parteienstiftungen. Weder die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD noch die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Partei Die Linke waren von der FNS informiert worden. Ebensowenig gelang es Mitarbeitern der Fraktion Die Linke in die Veranstaltung zu kommen.
Warum die FNS einen Teil der Öffentlichkeit von ihrer Veranstaltung ausschloss, erschließt sich aus der Gästeliste:
Eingeladen waren:
- Ramón Custodio López: Bekannt für die Verdrehung und Verfälschung von Information, insbesondere bezüglich der Morde der Putsch-Regierung.
So behauptete López nach der Ermordung von Magdiel Salvador Pedro Muñoz, die aufgefundene Leiche sei - obwohl von den Angehörigen identifiziert - gar nicht Muñoz, sondern eine andere Person. In einem weiteren Fall wurde der Vater des bei einer Demonstration erschossenen Isis Obed Murillo von der Polizei verhaftet, als er im Büro des "Menschenrechtsbeauftragten" Lopez den Tod seines Sohnes anzeigen wollte.
Die USA haben López inzwischen sein Diplomaten-Visa entzogen haben. Die Organisation der lateinamerikanischen Menschenrechtsbeauftragten hat López ausgeschlossen. Als Gast der Friedrich-Naumann-Stiftung berichtete er gestern über die Menschenrechtslage in Honduras.
- Ramón Villeda Bermúdez gehört dem Direktorium der Zentralbank an und schreibt in der Tageszeitung La Tribuna regelmäßig eine eigene Kolumne, in der er wortreich die öffentliche Argumentation der Putschisten verbreitet - unter anderem, dass es gar keinen Putsch in Honduras gegeben habe. Die Zeitung gehört seinem Parteifreund, dem Unternehmer Carlos Roberto Facussé. Der war von 1998 bis 2002 selber Präsident in Honduras und ist gleichzeitig einer der größten Unternehmer des Landes. Die Soziologin Leticia Salomón von der Universidad Nacional nennt seine Zeitung "einen der wichtigsten Eckpfeiler des Putsches."
- Fernando Garcia Merino. Er ist Geschäftsführer des hondurenischen Unternehmerverbandes (ANDI) und als solcher öffentlich völlig unbekannt. Dieser Verband hat allerdings auch einen Präsidenten: Er heißt Adolfo Facussé und entstammt dem gleichen Familie wie der oben genannte Carlos Roberto Facussé.
Offensichtlich durften gestern die Botschafter des Facussé-Clans im Bundestag und auf Kosten des deutschen Steuerzahlers über "Perspektiven für ein internationales Krisen-Management" referieren - im Auftrag eines Regimes, das weder die Bundesregierung noch sonst irgendein Land anerkennt.
Für die entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Heike Hänsel, ist der gesamte Vorgang ein Skandal. Bei den Referenten aus Honduras handele es sich ausschließlich um Personen, die eindeutig Position für die Putschisten beziehen. Sie fordert die FDP-Fraktion auf, zu den Vorgängen Stellung zu beziehen.
Hänsel weiter: "Es ist äußerst ungewöhnlich und fragwürdig, dass eine solche Veranstaltung in den Räumen des Bundestages stattfindet. Der Außenseiterposition der Friedrich-Naumann-Stiftung, in Honduras habe gar kein Militärputsch stattgefunden, wird so ein offizieller Anstrich gegeben."
Pikantes Detail: Gestern kündigten die Machthaber in Honduras dem oppositionellen Radio Globo die Lizenz. Dass die FNS fast gleichzeitig einen Teil der deutschen Öffentlichkeit aus dem Räumen des Bundestages aussperrt, macht deutlich, dass die FDP-Vertreter scheinbar die grundsätzlichen Werte mit den Putschisten teilen.
Quelle: Portal amerika21.de
Siehe auch:
Appell gegen FDP-Unterstützung für Putschisten
Internationale Delegation klagt brutale Repression in Honduras an
Todesschwadrone in Honduras
Regierung mit Mörder
Anti-demokratische Tendenzen der FDP werden offensichtlich
Honduras: Kann ein Militär-Putsch legitim sein?