Der gefährlichste Mann der Welt ist derzeit hinter Gittern.
Er gefährdet das Leben vieler Menschen, die Stabilität von vielen Staaten, die diplomatischen Sitten und Gebäuche, die Präsidentschaft von Friedensnobelpreisträger Barak Obama und letztlich den Frieden auf der ganzen Welt.
Allerdings sitzt der Staatsfeind Nr.1 nicht wegen dieser furchtbaren Verbrechen hinter Gittern.
Nein, erstaunlicherweise lautet der Vorwurf gar nicht auf diese furchtbaren Dinge. Und der Staatsfeind Nummer 1 ist kein Diktator, kein Massen-Mörder, kein Folterer, kein Waffenhändler, kein Serienkiller und auch kein Terrorist.
Im Gegenteil: Sein schlimmes Verbrechen ist, dass er bewiesen hat, dass die USA mit all jenen oben genannten Kreaturen Geschäfte & Deals machen, dass ihre Botschafter lügen und betrügen und ihre Repräsentanten überheblich denken über diejenigen, mit denen sie zusammenarbeiten müssen. Bewiesen, in dem er Dokumente veröffentlichte, in denen die USA all dieses dokumentiert.
Verhaftet wurde der Wikileaks-Gründer Julian Assange, weil ihm vorgeworfen wird, zwei Frauen beim Sex Gewalt angetan zu haben, also Vergewaltigung im weiteren Sinne. Der gesamte Vorgang der Anklageerhebung war ziemlich seltsam (die schwedische Staatsanwaltschaft hat mehrfach die Meinung gewechselt, ob, warum und auf welcher Grundlage Assange gesucht, befragt / verhaftet werden solle). Auf eine Befragung Assanges (zu der dieser bereit war) wurde verzichtet, als er noch in Schweden war, nur um ihn zur Fahndung zwecks Befragung auszuschreiben, nachdem er das Land verlassen hatte. Details von AOL (engl.) + Details von der taz (deutsch) sowie eine Details & eine Theorie der Zeit (deutsch ) - aber darum soll es hier nicht gehen.
Vergewaltigung ist ein schwerwiegender Vorwurf. Einerseits.
Andererseits wissen wir alle (nicht erst seit dem Film "Staatsfeind Nr. 1"), dass den (US-)Geheimdiensten einiges an kriminellem Handeln zuzutrauen ist, wenn es darum geht, mit ihren Gegnern fertig zu werden. Der CIA hat nicht mal davor zurückgeschreckt, Menschen aus dem Land von US-Verbündeten zu ertführen. Warum sollen sie davor zurückschrecken, Assange ein Verbrechen anzuhängen, das er nicht begangen hat?
Andererseits gibt es keine Sicherheit, dass er nicht doch unrecht und sexisitsch gehandelt hat.
Andererseits gibt es keine Garantie, dass Assange einen fairen Prozess bekäme, dass nicht gefälschte Beweise oder gekaufte Zeugenaussagen vorgelegt werden oder dass ihm im Gefängnis nicht Schlimmeres zustößt. Das muss nicht mal an der schwedischen Justiz liegen: Ein einziger vom CIA gekaufter Mensch an der richtigen Stelle reicht aus.
Es war klug von Assange, sich selbst freiwillig der Polizei zu stellen (auch wenn das viele Medien bewußt falsch dargestellt oder verschwiegen haben). Nur so kann er dazu beitragen, die Vorwürfe zu überprüfen.
Doch wir sollten nicht zu viel Zeit mit dem Brüten über Verschwörungstheorien verbringen. Julian Assange wußte, dass er sich mit Wikileaks in Gefahr begibt. Er hat Wikileaks trotzdem gemacht, weil ihm das Projekt wichtiger war als seine persönliche Sicherheit. Wenn er klug war, dann hat er Wikileaks so organisiert, das es auch ohne ihn funktioniert.
Daher sollten wir nicht auf seine Person fokussieren, sondern auf Wikileaks bzw. auf die Ziele, die mit Wikileaks verfolgt werden. Denn je mehr sich zeigt, dass die Wikileaks-Idee auch ohne Assange funktioniert, desto unwichtiger wird er für seine Verfolger und desto mehr steigen seine Chancen auf einen fairen Prozess.
Was sollten wir also tun?
1.) Unterschriften-Sammlungen (Das Mindeste! Dauert nur wenige Minuten)
a) Die Avaaz-Petition unterschreiben
b) Campact Unterschriften-Aktion unterschreiben - wird als Anzeige in der Süddeutschen veröffentlicht!
c) Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks der taz unterschreiben
2.) Den Unternehmen, die die US-Regierung im Kampf gegen Wikileaks unterstützen, klar die Meinung sagen (Briefe, Leserbriefe, Kündigungen, Boykott, Proteste ... )
3.) Einen Spiegel-Server für Wikileaks einrichten: Anleitung
Es gibt bereits mehr als 1.600 Spiegel-Server, aber es werden mehr gebraucht. Je mehr Spiegel-Server es gibt, desto schwieriger wird es, die Information aus dem Netz zu drängen. Außerdem hilft es, WikiLeaks Kosten zu sparen (Spenden können WikiLeaks derzeit nur schwer erreichen, da die Finanzindustrie massiv gegen sie vorgeht).
4.) Unterstützt Operation WikiSpin: Hier geht es darum, die veröffentlichen CableGate Dokumente auszuwerten, zu bewerten und zu verbreiten.
“In a time of universal deceit, telling the truth becomes a revolutionary act.” (1984)
Hinter der Aktion scheint die Ansicht zu stehen, das die Medien die von WikiLeaks veröffentlichen Dokumente nur teilweise und selektiv bearbeiten werden und dass so viele wichtige Informationen nie die breite Öffentlichkeit erreichen werden. LeakSpin ist scheinbar aus der "Operation Payback" hervorgegangen.
Mehr Infos: Der Aufruf zu WikiSpin und eine erste Bewertung
Mehr dazu in Kürze hier.
5.) Unterstützt ähnliche Initiativen wie WikiLeaks.
Zum Beispiel die Aktion OpenLeaks des ehemaligen Deutschland-Sprechers von WikiLeaks, Daniel Domscheid-Berg (aka Daniel Schmidt), der weiterhin zur Idee von Wikileaks steht, aber mehr Transparenz und weniger Personenkult möchte (Hintergrund). Mehr Infos zu OpenLeaks bei Netzpolitik.org
Siehe auch: Tagesspiegel: "Schafft zwei, drei, viele Wikileaks!"
6.) Unterstütze die Wau-Holland-Stiftung, die solche Aktivitäten fördert.
7.) Wenn du Zugriff auf Informationen hast, deren Öffentlichkeit im Interesse der Öffentlichkeit ist: Leak !
Noch ein Wort zu Julian Assange: Das Dümmste die USA tun können, wäre Assange durch einen Mord, eine Entführung oder eine Auslieferung zum Märtyrer zu machen. Was leider nicht bedeutet, das sie es nicht tun werden.
Wir wollen das - für ihn - nicht hoffen.
Siehe auch:
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