
Vor drei Wochen waren in Hamburg am Gebäude des ehemaligen KZ Spaldingstraße zwei Tafeln eingeweiht worden, die an 800 KZ-Häftlinge erinnern, die dort ums Leben kamen.
Die taz berichtete über die den Festakt.
Doch schon wenige Tage später ließ der Eigentümer, die Immobilien Verwertungsgesellschaft (IVG), Deutschlands größte Immobilienfirma, sie wieder demontieren und einem dunklen Hinterhof verstecken, der ausdrücklich nicht betreten werden darf. Die Gedenktafeln seien "geschäftsschädigend", so lautet die Begründung. Ein Skandal!
"Schämen Sie sich nicht?"
fragt Olaf Wunder zu Recht in der Hamburger Morgenpost.
Die IVG hat kein Problem damit in einem ehemaligen Nazi-Mord-Gebäude ihre Millionen zu scheffeln, aber hält es für geschäftsschädigend, wenn die Öffentlichkeit in Hamburg auf den Umstand hingewiesen wird, dass hier Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden.
Noch im Oktober 1944 errichtete die SS in dem nach den Bombenzerstörungen im Juli 1943 eingerichteten Sperrgebiet Hamburg-Hammerbrook ein weiteres Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Im Hinterhaus eines Bürokomplexes waren auf sieben Etagen etwa 2000 KZ-Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten in einem ehemaligen Tabaklager in der Spaldingstraße 156/158 untergebracht.
Die schwere körperliche Arbeit sowie die zum Teil lebensgefährlichen Einsatzorte der Häftlinge ließen die Zahl der Todesfälle rasch ansteigen. Mindestens 800 Häftlinge verloren ihr Leben. Die Leichen wurden entweder ins Stammlager Neuengamme oder zum Ohlsdorfer Friedhof gebracht. (Quelle:
kz-gedenkstaette-neuengamme.de siehe auch
EinesTages @ Spiegel.de: "Ein unbekanntes KZ mitten in Hamburg").
Auch der heutige Eigentümer des Gebäudes, die IVG, blickt auf eine bewegte NS-Vergangenheit zurück. Sie hätte allen Grund, das Andenken der Nazi-Opfer hochzuhalten. Denn die IVG ist die Nachfolgefirma der so genannten "Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie" (Montan), deren Aufgabe es im Dritten Reich war, Rüstungsbetriebe aus dem Boden zu stampfen, in denen Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene schuften mussten. Im Vorstand saßen nur Militärs. Die Montan war eins der Schlüssel-Organisationen in Hitlers Rüstungspolitik. 1951 wurde die Montan in IVG umbenannt. Inzwischen ist sie privatisiert.
Das der IVG dabei nicht nur um eine rechtliche oder Marketing-Frage geht, zeigte sich auch im unwürdigen Verhaltern der IBG Mitarbeiter bei der Einweihung: Denn schon diese feierliche Einweihung verlief nicht ohne Zwischenfälle: Mitarbeiter eines Büroeinrichtungshauses ließen mehrfach lautstark Rollläden rauf und runter. Als Detlef Garbe, Chef der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, einschritt, habe ein älterer Mitarbeiter des Ladens gesagt: "Die Tafeln hängen da sowieso nicht lange." Der Mann sollte recht behalten.
Ich will ja keine Nähe der IVG Mitarbeiter zu den (Neo-)Nazi unterstellen, obwohl solches Verhalten durchaus Anlass dazu bieten würde, aber für Angestellte sind das Verhaltensweisen, die nicht akzeptabel sind. Noch schlimmer jedoch ist das Verhalten der Geschäftsführung. Die IVG ist im öffentlichen Raum tätig und insbesondere in Hamburg an Sanierungsmaßnahmen beteiligt. Bei vielen Gentrifizierungsmaßnahmen haben die ihre Finger auch im Spiel!
Was können wir tun?
Nun, die Hamburger können ersatzweise vor dem Haus
Blumen zum Gedenken an die Nazi-Opfer niederlegen und (noch besser) regelmäßig
Mahnwachen abhalten. Vielleicht merkt die IVG dann, das ein Gedenkstein doch eine unauffälligere Mahnung ist. Insbesondere, wenn Mahnwache und Presseartikel auch das Verhalten der Aktiengesellschaft zum Thema machen.
Alle anderen können darauf hinwirken, das
die IVG keine öffentlichen Aufträge mehr erhält. Schreibt insbesondere natürlich die Parteien in Hamburg an:
GAL-Fraktion
Rathausmarkt 1
20095 Hamburg
T 040 42831 1397
F 040 42831 2556
E
info@gal-fraktion.de Weitere Ansprechpartner GRÜNE JUGEND Hamburg
Burchardstraße 21
20095 Hamburg
Tel.: 040/399 252-0
Fax: 040/399 252-99
Mail: info at gruenejugendhamburg.de
CDU-Bürgerschaftsfraktion Hamburg
Schmiedestraße 2
20095 Hamburg
Germany
Kontaktformular der Bürgerschaftsfraktion der SPD
Kontaktformular der SPD Hamburg Sozialistische Jugend - Die Falken Landesverband Hamburg
Güntherstr. 34 - 22087 Hamburg
Fon: 040 / 3 1 05 52
x: 040 / 31 79 63 28 kontakt@falken-hamburg.de
Piraten Hamburg Postfach 760828
22058 Hamburg
info@piratenpartei-hamburg.de
Fax 040-537997209
DIE LINKE.Hamburg Kreuzweg 7
20099 Hamburg
Tel.: 040-3 89 21 64
Fax: 040-43 09 70 28
e-mail: geschaeftsstelle@die-linke-hh.de
Freie Demokratische Partei (FDP) Landesverband Hamburg Rothenbaumchaussee 1
20148 Hamburg
Telefon: 040-309988-0
Telefax: 040-309988-31
E-Mail: info@fdp-hh.de
Junge Liberale Hamburg e.V. Rothenbaumchaussee 1
20148 Hamburg
Festnetz: 040 - 30 99 88 0
Fax: 040 - 30 99 88 31
info@julis-hh.de
Weitere Parteien und Kontake im
Open Directory Project Allerdings muss sich das nicht auf Hamburg beschränken, denn die IVG hat auch in Berlin, Bonn, Wiesbaden, Frankfurt, Düsseldorf und München Niederlassungen. Auch dort macht Deutschlands größte Immobilienfirma ihre Geschäfte und scheffelt Millionen.
Wem das noch nicht genug ist, der kann (neben der Presse) auch direkt an die IVG schreiben:
IVG Asset Management GmbH
Niederlassung Hambug
Lars Flechsig
Niederlassungsleiter
Baumwall 7
20459 Hamburg
Deutschland
Tel. +49 (0)40 3331 968-11
Fax +49 (0)40 3331 968-22
lars.flechsig@ivg.de
IVG Immobilien AG
Zanderstraße 5-7
53177 Bonn
Deutschland
Tel.: +49 (0) 228 844 0
Fax: +49 (0) 228 844 107
info@ivg.de
Natürlich ist es auch gut, diese Fakten weiterzutragen, in sozialen Netzwerken und per E-Mail.
Meinen Dank auch an das
Niclashauser-Blog, das mich auf diesen Skandal aufmerksam gemacht hat und dem ich auch die hier zitierten Links verdanke.
Siehe auch:
Nachrichten vom rechten Verteidiger Aktuelles zur Polizeigewalt bei "Freiheit statt Angst" Thomas Mann: Toleranz wird zum Verbrechen... Thomas Mann: Toleranz wird zum Verbrechen...
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