In den letzten Wochen war etwas gespenstisches zu beobachten: Die CDU gibt die Themen vor, und Medien und Blogger in ganz Deutschland arbeiten sich wochenlang daran ab.
Das fing schon mit dem Bundes-Trojaner an und wurde mit
Killerspielen und
Internet-Sperren erfolgreich fortgesetzt. Vorgehen ist so: Ein CDU Mitglied der Bundesregierung nimmt sich ein Thema, das von einer Mehrheit als Problem gesehen wird (Terror, AmoklÀufe, Kinderpornographie) und prÀsentiert eine möglichst einfache vermeindliche "Lösung".
Die "Lösung" muss folgende Kriterien erfĂŒllen:
- Sie muss den klassischer CDU WĂ€hlern akzeptabel erscheinen
- Sie muss den Eindruck erwecken, die CDU tue etwas zur Lösung des Problems
- Sie muĂ allen typischen Nicht-CDU WĂ€hlern unsinnig erscheinen und diese furchtbar aufregen
- Sie muĂ vom entsprechenden Kabinettsmitglied eine Weile vorrangetrieben werden können, ohne das sich die anderen darum kĂŒmmern mĂŒssen
Ob die vermeindliche Lösung etwas zur Lösung des Problems beitrÀgt oder vor dem Verfassungsgericht bestand haben wird, ist dabei irrelevant. Denn es geht gar nicht um das Thema, sondern darum, die Aufmerksamkeit von den anderen aktuellen Themen abzulenken.
Denn was passiert hier gerade: WĂ€hrend wir engagiert ĂŒber
Killerspiele und
Internet-Sperren diskutieren, trifft Deutschland die Wucht der weltweiten Wirtschaftskrise erst so richtig.
Die Bundesregierung verplant die Steuereinnahmen der nÀchsten 30 Jahre (Schulden-Tilgung) und verteilt nach undurchsichtigen Kriterien Milliarden-Geschenke an Unternehmen, die nicht solide wirtschaften können. Zur Not wird das
Geld auch ins MilitÀr investiert.
Mit der AbwrackprĂ€mie werden wirtschaftlich und ökologisch unsinnige Wahlgeschenke gemacht, die die Leute sowie so ĂŒber ihre Steuern und Abgaben wieder bezahlen. Da wird dann halt an anderer Stelle gespart, zum Beispiel bei SchwimmbĂ€dern und Harz4.
Unternehmen, deren EigentĂŒmer jahrzehnte-lang fette Gewinne kassiert und gegen Eingriffe des Staates in die Wirtschaft agitiert haben,
bedienen sich frech aus der Staatskasse. Statt die eigenen RĂŒcklagen oder die riesigen Vermögen der EigentĂŒmer zu nutzen, kassiert man den Steuerzahler ab. Und wenn das nicht mehr geht, folgen die ersten Entlassungswellen: Mitarbeiter, die sich jahrelang fĂŒr ihr Unternehmen eingesetzt haben, werden nach Hause geschickt (klar, auch andere, aber da wird dann nicht mal unterschieden).
Da wĂ€re es der CDU natĂŒrlich nicht recht, wenn sich viele Menschen damit auseinandersetzen. Deshalb tun sie alles, um davon abzulenken. Eine vernichtendes Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht ist ein kleiner Preis, wenn man damit durch die Bundestagswahl kommt. Hauptsache die Menschen merken nicht, das hier im ganz groĂen Stil Politik gegen sie gemacht wird.
Und die Leute, die sich aufragen? Nun die meisten davon wĂŒrden sowieso nicht CDU wĂ€hlen, da verliert die CDU nix. Und von denen werden nicht wenige sowieso gar nicht wĂ€hlen gehen, weil ihnen auch irgendwelche Argumente gegen die anderen Parteien einfallen. Also kein Verlust.
Wird das jetzt ein Ende haben? Nein, das nĂ€chste Thema, mit dem die CDU uns vor sich hertreiben will, steckt bestimmt schon in der Pipeline. PrĂŒgelstrafe bei JugendkriminalitĂ€t? Knast bei File-Sharing? Darfs noch etwas bescheuerter sein? Ich bin sicher, sie testen die nĂ€chsten Themen schon in Focus-Gruppen .
Was also tun, wenn der nÀchste Irrsinn um die Ecke kommt? Weitgehend ignorieren, höchstens mal kurz als Schwachsinn kommentieren und sich dann wieder den wichtigen Themen widmen.
Es ist wirklich wichtig, das wir uns von der CDU nicht die Themen diktieren lassen. Ich bin auch drauf reingefallen und habe mich zunehmend von der Zensur-Debatte einfangen lassen. Aber am Wochenende bin ich drauf gekommen, wie bescheuert das ist.
Bitte sagt es weiter (viele können das sicher noch besser formulieren).
Gruss
Benno
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann abonniere doch meinen Feed und halte dich schnell und kostenlos auf dem laufenden.