Der Komödiant Michael Mittermeier war in Südafrika, anläßlicher der WM und eingeladen zum Capetown International Comedy Festival.
Ergebnis: Ein Dokumentatfilm und ein sehr lesenswertes Interview "Afrika verändert dich" in der taz.
Aus dem Interview sind drei Zitate besonders wert, hier wiedergegeben zu werden:
Über die Dokumentation:
'Deshalb haben wir es selbst gemacht und gedacht, das kriegen wir schon irgendwo unter. Das gestaltete sich überraschend schwierig, wir mussten richtig Klinkenputzen gehen. Vor allem die Öffentlich-Rechtlichen beklagen immer, dass es zu wenig Qualität gibt. Wenn du Qualität anbietest, interessiert sich aber nur ProSieben dafür und sagt: "Hey, wir senden das. Sogar auf Englisch mit Untertiteln, wenn ihr das so wollt." Dafür bin ich total dankbar.'
Bei dem Schrott, den die Öffentlich-Rechtlichen täglich so zeigen, wirft das ein schräges Licht auf die Verwendung der Fernsehgebühren.
Über unsere Afrika-Wahrnehmung und unsere Medien:
taz: Sie haben dann viele Menschen getroffen - von Jugendlichen aus den Townships bis zu Politikern wie der Premierministerin Helen Zille. Welche Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?
Für mich war jede Begegnung eine intensive Erfahrung. Wenn ich etwas hervorheben soll, dann den Besuch im Waisenhaus Vulamasango, in dem traumatisierte Kinder und Jugendliche leben. Das war wirklich hart. Man kommt da rein, und da sitzt ein Mädchen in der Ecke und spielt. Man erfährt, dass dieses Mädchen keine Kindheit hatte. Es wurde vergewaltigt, seitdem es drei Jahre alt war, mit fünf musste es zum ersten Mal arbeiten. Jetzt ist das Mädchen zehn - und spielt hier in diesem Hort zum ersten Mal in seinem Leben. Dass es Menschen gibt, die ihr Leben diesen Kindern widmen, rührt und beeindruckt mich zutiefst. Es gibt dort in dem Waisenhaus auch einen Chor, den Zabalaza-Chor - die singen dich regelrecht um! Mittlerweile waren die sogar auf einer Tournee durch Europa. Das ist doch großartig. Es gibt in Südafrika so viele Talente, so viele engagierte Menschen, das Land hat so viel Potenzial - aber bei uns schauen die Leute immer nur auf die Kriminalitätsrate.
taz: Sie meinen, die Deutschen haben ein falsches Bild von Südafrika?
Mit Sicherheit. Als wir in Kapstadt waren, hatten Spiegel und Stern gerade Artikel über Südafrika gebracht. Beide ließen sich seitenlang nur darüber aus, wie korrupt, wie scheiße das da alles ist und dass die Stadien nicht fertig werden. Ganz ehrlich: Das war zum Kotzen. Ausgerechnet die Magazine, die immer ihre journalistische Qualität betonen, schreiben da auf so einem Stammtischniveau. Das war auch bei meinen Gesprächen in Südafrika ein Thema. Helen Zille war entsetzt und sagte zu mir: "Was erwarten die eigentlich von uns? Klar ist nicht alles in bester Ordnung, aber ihr müsst uns doch auch eine Chance geben." Recht hat sie. Südafrika ist ein vielschichtiges Land. Man muss sich öffnen und darf nicht mit einem fertigen Bild im Kopf hinfahren.
Das alles wirft ein echt schräges Bild auf unsere deutschen Leit-Medien - ein Komödiant muss unser Süd-Afrika Bild korrigieren, weil die bürgerlichen Leitmedien nur an Sensationsbericht-Erstattung interessiert sind. Zum Glück gibts die taz.
Pro Sieben zeigte die Doku von Mittermeier am 9.6. um 22:45 Uhr. Die DVD (100 min Filmaterial) erschien am 11.6., kostet um die 20 Euronen
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